
Heute habe ich eine Rede bei der Kundgebung von Fridays for Future in Albstadt gehalten.
Leider hat das Wetter pünktlich von Donnerstag zu Freitag von sonnig und warm zu kalt und regnerisch gewechselt, sodass nicht ganz so viele Schüler*innen an der Kundgebung teilgenommen haben und Passant*innen daran vorbeigekommen sind. Auch das Video hat daher eine nicht ganz so gute Qualität. Hierfür bitte ich um Verständnis.
Allerdings zeigt dies auch wieder einmal, dass sich Menschen, denen es um eine gute und wichtige Sache geht, nicht von schlechtem Wetter abhalten lassen. Erfreulich ist auch, dass die Lokalpresse darüber berichtet hat.
Hier das Video von meiner Rede:
An dieser Stelle vielen Dank an Bernhard Martin für das Video!
Und hier der Text der Rede:
Hallo liebe Schüler*innen,
ich bin Matthias Ebner, Bundesvorsitzender und Landesvorsitzender der Partei Mensch Umwelt Tierschutz, kurz Tierschutzpartei, in Baden-Württemberg.
Zunächst möchte ich mich ganz herzlich für die Einladung zu eurer heutigen Demo bedanken und für die Gelegenheit hier heute zu sprechen.
Bereits zum 24. Mal haben sich letztes Jahr in Katowitz die Vereinten Nationen getroffen, um über den Klimawandel zu diskutieren und immer noch gibt es keine konkreten und verbindlichen Maßnahmen, die alle Mitgliedsländer umsetzen wollen, um den immer dramatischer werdenden Klimawandel zumindest merklich abzubremsen. Nachwievor steigen die weltweiten Treibhausgasemissionen jährlich an, obwohl sie seit 2015 eigentlich sinken müssten, um die globale Erwärmung unter 2 oder gar 1,5 Grad Celsius zu halten.
Es geht ja gar nicht mehr darum, den Klimawandel aufzuhalten – das ist schon lange unmöglich. Es geht nur noch darum, zumindest die schlimmsten Szenarien zu verhindern. Dafür ist die maximal mögliche internationale Anstrengung nötig. Doch nachwievor werden weltweit immer mehr Tierprodukte wie Fleisch, Milch und Eier produziert, was den Klimakiller Nr. 1 darstellt, nachwievor werden etliche Kohlekraftwerke gebaut, nachwievor wird jede 2. Sekunde ein Fußballfeld Regenwald zerstört, nachwievor gibt es in fast allen Ländern der EU keine Kerosin-Steuer, nachwievor werden immer größere Autos produziert, deren Spritverbrauch sich in den letzten zwei Jahrzehnten kaum reduziert hat und nachwievor gibt es in unzähligen Ländern keinen öffentlichen Verkehr, der so gut ist, dass er die meisten Menschen vom Auto auf ihn umsteigen lässt – inkl. Deutschland.
Daher ist es immer noch extrem wichtig, dass die Menschen den Druck auf die Regierungen erhöhen, dass diese endlich handeln statt nur zu reden. Genau das tut ihr, liebe Schüler*innen gerade, indem ihr durch euren Schulstreik deutlich macht, dass auch die deutsche Bundesregierung mitverantwortlich dafür ist, dass der Klimawandel immer noch ungebremst voranschreitet und damit Naturkatastrophen wie Hurricans, Überschwemmungen und Dürren immer heftiger und immer häufiger auftreten.
Letztes Jahr war Deutschland von einer heftigen Dürre betroffen. Der Zeitraum April bis Oktober 2018 war der trockenste seit Beginn der Aufzeichnungen 1881. In vielen Gewässern des Landes sind 2018 aufgrund von Sauerstoffmangel unzählige Fische gestorben. Die Anzahl an Insekten war 2018 erschreckend gering. Folglich ging auch die Zahl der Vögel zurück. Stattdessen wurden 2018 zwei krankheitsübertragende tropische Zecken-Arten erstmalig auch in Deutschland entdeckt.
Schätzungsweise 85 % der in Deutschland neu angepflanzten Jungbäume sind 2018 vertrocknet. Besonders dramatisch ist auch, dass letztes Jahr unsere heimischen Wälder das Treibhausgas CO2 im Schnitt nicht der Luft entzogen, sondern zusätzlich CO2 an diese abgegeben haben. Bei der Dürre 2003 war dieser Effekt schon einmal festgestellt worden. Aufgrund des fehlenden Lichts setzen Pflanzen in der Nacht CO2 frei. Das ist aber normalerweise viel weniger als sie tagsüber mittels Fotosynthese aufnehmen. Wassermangel stört diesen Prozess jedoch. „Im Dürrejahr 2003 hat das Ökosystem so viel Kohlenstoffdioxid freigesetzt wie es sonst in vier Jahren speichert,“ sagte Dr. Andreas Marx, Leiter des Klimabüros am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig.
Im gesamten Bundesgebiet kam es zudem zu Wald- und Wiesenbränden, was unzählige Tiere das Leben gekostet hat. Bei Meppen in Niedersachsen standen letztes Jahr sogar mehrere Quadratkilometer Moor in Flammen.
Die Landwirtschaft hatte 2018 Verluste in Milliardenhöhe zu beklagen, die Forstwirtschaft sogar in Höhe von rund 5,4 Milliarden Euro. Um nicht zusätzlich warmes Kühlwasser in die ohnehin bereits überhitzten Flüsse zu leiten, mussten einige Kraftwerke ihre Leistung drosseln. Logischerweise war aufgrund geringer Flusspegelstände auch die Schifffahrt betroffen. Daher mussten einige Unternehmen zeitweise ihre Produktion drosseln und viele Tankstellen stundenweise ihr Angebot einschränken sowie ihre Preise erhöhen. Die Spree führte übrigens teilweise so wenig Wasser, dass das Wasser rückwärts floss.
All dies lässt uns jedoch nur erahnen, wie knapp Wasser in anderen Regionen der Welt bereits heute ist und wie sich die Wasserknappheit in den kommenden Jahrzehnten weiter verschärfen könnte, wenn wir nicht endlich drastische Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen und den weiteren Anstieg von Treibhausgasemissionen schnellstens stoppen und umkehren. Es geht, wie wir letztes Jahr wieder deutlich gezeigt bekommen haben, also nicht mehr nur um die Zukunft, sondern auch bereits um unser aller Gegenwart.
Ganz besonders geht es aber natürlich um die Zukunft von euch jungen Menschen. Wer heutzutage geboren wird oder in den letzten Jahren geboren wurde, wird es nach aktuellem Stand höchstwahrscheinlich in seinem Leben jedoch nicht nur mit Wasserknappheit und einzelnen Überschwemmungen zu tun haben, sondern mit der permanenten Überflutung unzähliger Küstenstädte weltweit und sogar ganzer Länder. Dies und die zunehmenden Dürren in anderen Ländern wird weltweit Milliarden Menschen zur Flucht zwingen, was noch viel mehr Migrationskonflikte verursachen wird als wir sie bereits heute leider schon haben und zudem sogar Klimakriege hervorrufen.
Wenn wir all dies doch noch verhindern wollen, was immer schwieriger wird, je länger wir, wie bisher, nichts oder fast nichts gegen den Klimawandel unternehmen, müssen wir endlich entschieden handeln.
Darum danke ich euch allen, dass ihr heute hier seid! Die Schulstreiks und auch alle sonstigen Demos zum Klimaschutz sind sehr wichtig, um den Druck auf die Politik weiter zu erhöhen. Die Politik muss endlich die Weichen so stellen, dass die komplette Gesellschaft und Industrie innerhalb der nächsten 20 – 30 Jahre unsere Treibhausgasemissionen im Mittel auf Null herunterfährt.
Leider ließ sich die Bundesregierung aus Union und SPD nicht einmal von einer viertel Million Menschen beeindrucken, die 2015 gegen die Freihandelsabkommen TTIP und CETA demonstriert haben. CDU und SPD sind leider nahezu komplett Lobby-gesteuert. Wenn die großen deutschen Autokonzerne und ihre Zulieferer sagen: Wir wollen keine schärferen Abgasnormen, dann stimmen die deutschen Minister und Kommissare in der EU dagegen. Die Fluglinien wollen keine Kerosin-Steuer. Also führt die GroKo auch keine ein. Die Agrarindustrie will weiter Geld mit Massentierhaltung und Pestiziden verdienen, also unternimmt die GroKo auch dagegen nichts.
Die Grünen in Baden-Württemberg sind leider auch kaum als Grüne zu erkennen. Unser Ministerpräsident Kretschmar wirkt mehr schwarz als grün. Euch streikende Schüler*innen rief er ja kürzlich dazu auf, den Streik demnächst zu beenden. Sonst würde es Konsequenzen geben. Dass die grün-schwarze Landesregierung für mehr ÖPNV und weniger Autoverkehr kämpft, ist leider auch nicht zu erkennen.
Es ist also ganz eindeutig: Wir müssen selbst in die Politik, wenn wir wirklich etwas bewirken wollen.
Dieses Jahr finden wieder Europa- und Kommunalwahlen statt. Diese stellen eine weitere Gelegenheit dar, mit eurer Stimme und Unterstützung dazu beizutragen, dass mehr verantwortungsbewusste Politiker*innen in die Parlamente kommen, die die Bedrohung durch den Klimawandel ernst nehmen und bereit sind, die dringend nötigen Klimaschutz-Maßnahmen umgehend umzusetzen. Bei der Europawahl darf man ja leider erst ab 18 wählen, bei den Kommunalwahlen jedoch schon ab 16. D. h., einige von euch können hier bereits ihre Stimme im Sinne des Klimaschutzes einsetzen. Wer bei einer der beiden oder bei beiden Wahlen noch nicht wählen darf, sollte versuchen, zumindest die eigenen Eltern davon zu überzeugen, im Sinne eurer Zukunft zu wählen. Wir von der Partei Mensch Umwelt Tierschutz würden uns sehr freuen, wenn ihr uns bei diesen Wahlen unterstützt. Das ist – abgesehen von eurer Stimme – auch durch eure Unterstützung im Wahlkampf bis hin zu eurer Mitgliedschaft möglich, denn wir können jede helfende Hand und jedes weitere Mitglied gut gebrauchen.
Vielen Dank!